Am 13. November fand in den Räumen der Bauhaus-Universität Weimar der erste BDZ-Workshop des Arbeitskreises Naturnahe Abwasserbehandlung statt.
Die mit 50 Gästen gut besuchte Veranstaltung unterstrich die wachsende Wahrnehmung und Bedeutung naturnaher dezentraler Lösungen für viele Aspekte, von Ökologie bis zum Gemeinwesen. Klassische Einsatzbereiche bepflanzter Bodenfilter wie die Pflanzenkläranlage Modell PKA-Elsa sind nach wie vor die Entwässerung / die Abwasserbehandlung abseits des öffentlichen Kanalnetzes. Etwa für private Anwesen, für mittlere bis große Kommunen und die Reinigung von Abwässern verschiedener Qualitäten wie sie in der Landwirtschaft bzw. im gewerblichen Bereich anfallen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Oliver Baeder-Bederski.
Nach der Begrüßung durch Dipl.-Geogr. Antje Lange (BDZ, Projektmanagerin Weiterbildung) orientierte Dipl.-Ing. Dirk Fiedler (Bad Belzig) im Einführungsvortrag über die Möglichkeiten und Grenzen solcher Anlagen. Ihre Vorteile sind u. a. der hohe Wirkungsgrad, die Betriebsstabilität und geringe Kosten. Selbst die Folgekosten für Wartung, Schlammabfuhr und ggf. Stromversorgung sind vergleichsweise niedrig. Auch den Nachteil von Pflanzenkläranalagen hatte Fiedler nicht verschwiegen: Der erhöhte Platzbedarf. Im ländlichen Raum ist dieser aber selten ein Hindernis.
Dipl.-Ing. Martina Wermter vom PIA (Prüfinstitut für Abwassertechnik, Aachen) referierte über Neuerungen des aktuellen DWA-Arbeitsblattes A262. So hat sich für Kleinkläranlagen unter anderem das Vorklärvolumen verringert, und das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten wurde breiter, nicht zuletzt dank verfahrenstechnischer Optionen.
Dipl.-Ing. Maik Herrmann (aqua nostra e.G., Striegistal) stellte in einem sehr anschaulichen Vortrag eine dieser neuen Anwendungsmöglichkeiten vor: Den zweistufigen Mehrschichtfilter mit Rohabwasserbeschickung zur ökologischen Ortsentwässerung. Dieses innovative und zumeist stromlos betriebene System ist wie alle Pflanzenkläranlagen geruchlos und ideal für Ortsrandlagen bis 1000 EW.
Anschließend berichtete Christian Schulz (SWT, Lich) über eine relativ neue Methode zum Umgang mit diffusen stickstoffreichen Stoffeinträgen aus der Landwirtschaft: Nitratreduzierung mittels Holzhackschnitzel. Die Erfahrungen mit solchen „De-Ni-Anlagen“ zum Schutz der nachfolgenden Gewässer sind viel versprechend.
Auch der Beitrag von Dr. Oliver Baeder-Bederski (IDEE, Leipzig) bezog sich auf den Einsatzbereich Landwirtschaft, er stellte seine Erfahrungen zur Reinigung von Oberflächenwasser aus Betriebsflächen von Biogasanlagen vor. Die Kombination aus Teich- und Bodenfilter reinigt auch extreme CSB-Frachten bis zur Einleitqualität.
Dipl.-Ing. Elisabeth Seyfferth (NaturBauHof, Roddahn) zeigte auf, wie die ohnehin günstigen Kosten bei dem Bau von Pflanzenkläranlagen durch Eigenleistung ohne Qualitätseinbußen um etwa ein Viertel reduziert werden können: Mit verlässlicher Betreuung und systematischer Kommunikation zwischen Planungsbüro und Kunde.
Abschließend berichtete Dipl.-Ing. Karsten Holzapfel (Holzapfel + Konsorten, Weimar) über Pflanzenkläranlagen als NASS (NeuArtiges Sanitär System) und Grauwasserbehandlung im eher privaten Bereich. Urin und Faeces werden hierfür in Trockentrenntoiletten / TTC separiert. Die nachgelagerten Anlagen kommen hierbei nicht mit Feststoffen in Kontakt und können entsprechend kleiner dimensioniert werden. Die Feststoffe kommen gegebenenfalls zur Rückgewinnung von Phosphor und Stickstoff in Betracht.
Das durchweg positive Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterstrich den Wert dieser und den Bedarf weiterer Veranstaltungen zum Thema naturnahe Abwasserbehandlung.
C. Schulz im Auftrag des Arbeitskreises Naturnahe Abwasserbehandlung am BDZ eV. 2019